Hinweis: Führungen mit kulinarischem Angebot: nach tel. Rücksprache!
Die Entwicklung der Bewirtschaftung von Wiesen, Äckern und Wäldern rund um Schneeberg hängt ganz eng mit der Gründung des Benediktinerklosters Amorbach 734 n. Chr. zusammen. Das zuvor weitgehend unbesiedelte enge Tal mit feuchten Wiesenflächen und steilen, bewaldeten Berghängen wurde durch die Errichtung eines Klosterhofes und die Ansiedlung von Bewohnern urbar und bewirtschaftbar gestaltet.
Die Mönche waren nicht nur in geistlichen Angelegenheiten bewandert, sondern kannten sich auch gut im Acker-und Weinbau aus, was für die Versorgung der ständig wachsenden Anzahl der Mönche und Brüder ihres Klosters wesentlich war. So mussten die Bauern von Schneeberg über Jahrhunderte hinweg einen Teil ihrer Erzeugnisse an das Kloster und nach 1803 an die Fürsten zu Leiningen abgeben : Zehnt/ Zehntscheuer.
In Schneeberg war es auf Grund der schlechten Bodenverhältnisse und steiler Hanglagen sehr mühsam, die Äcker zu bestellen, zu säen, zu pflanzen, zu pflegen und zu ernten. Vieles wurde bis ins letzte Jahrhundert hinein in Handarbeit mit Hacken, Hauen und Spaten erledigt. Zeitzeugen berichteten, dass sie als Kinder das Heu mit Tragegestellen von den Steillagen ins Tal getragen haben. Von dort wurde es mit Schubkarren nachhause gefahren. Nur reichere Bauern hatten Kuh- oder Ochsenfuhrwerke zur Verfügung. Die Kleinbauern besaßen nur Kleinvieh, wie Ziegen, Hasen, Hühner und Schweine.
Eine große Hilfe zur Bearbeitung größerer Ackerflächen waren Pflug und Egge um den Boden zu lockern und Saatgut einzubringen. Diese wurden von Kühen und Ochsen gezogen. Auch den von heimischen Wagnern und Schmieden gefertigten Mist-und Heuwagen wurden sie vorgespannt. Neben Hafer und Korn (Roggen) zum Brot backen wurde früher noch folgendes angebaut: Dinkel, Erbsen, Linsen, Welschkorn, Gerste, Raps, Flachs und Hanf. Erst später kam der Weizen dazu. Das Getreide wurde mit Sicheln und größere Flächen mit dem Worb gemäht und zu Garben gebunden. Diese wurden dann wie „Männlein“ zum Trocknen aneinander gelehnt aufgestellt. Später drosch man mit Dreschflegeln die Körner heraus.
Als um 1730 der Kartoffelanbau im Kloster Amorbach begann war das ein großer Segen für die Landwirtschaft, denn diese neuartige Kulturpflanze war und ist bis heute ein sehr anspruchsloses Gewächs.
Dem alten Sprichwort gemäß „was der Bauer nicht kennt, isst er nicht„! wurde die Kartoffel anfangs hauptsächlich als Viehfutter verwendet. Es dauerte jedoch nicht lange bis die Schmackhaftigkeit und vielfältige Art und Weise der Zubereitung dieser Knollenfrucht die Menschen überzeugte, diese auch als Nahrung für sich selbst zu nutzen. Die von der Anlage her terrarissierten Flächen- hauptsächlich am Sommerberg- wurden nach dem Niedergang des Weinbaues teils als kleine Äcker genutzt oder auch mit Obstbäumen bepflanzt. Gemüse wurde nicht auf Äckern sondern in Gärten angebaut. Typisch sind die noch heute am Ortsrand, auch unterhalb des Rathauses liegenden „Krautgärten“. Ebenfalls im Anschluss an die Mühle waren diese gelegen. Durch ungünstige Witterung kam es immer wieder zu Missernten und die mühevolle Arbeit eines Jahres wurde zunichte gemacht.
Durch technische Neuerungen im letzten Jahrhundert kam ein großer Umbruch in die jahrhundertelange Handarbeit in der Landwirtschaft. Als 1921/22 Schneeberg an das Stromnetz angeschlossen wurde, wurden auch schrittweise Maschinen angeschafft, die die Arbeit sehr erleichterten: Dreschmaschinen, Greifzüge, Häcksler und später auch Melkmaschinen. Ebenfalls eine große Erleichterung brachte die Einführung von Zugmaschinen wie Einachsschlepper der Firmen Agria und Gutbrod und der ersten kleinen Traktoren z.B. Bulldog. An diese konnten gut durchdacht Zusatzgeräte angebracht werden wie: Pflüge, Eggen, Fräsen, Kartoffelschleudern, Mähbalken und Getreidemäher. Mähdrescher kamen nur in Lohnarbeit zum Einsatz.
Mit der Viehzucht war es nicht anders als mit dem Ackerbau – sie reichte gerade aus um den nötigen Bedarf zu decken. Kühe, Schweine, Ziegen, Hühner und Schafe wurden von den meisten Bauern gehalten. Die Weiterzucht der Kühe wurde dadurch sichergestellt, dass im jährlichen Turnus jeweils ein Bauer für den Unterhalt des „Faselochsens“ ( Decktier ) aufkam, wofür er das Gras der gemeindlichen „Faselwiese“ nutzen durfte.
Im Mittelalter bis hin zum 18. Jahrhundert wurden die Tiere meist auf Weiden im Freien – die Schweine oft im Wald- gehalten und gefüttert.
Mit der allmählichen Privatisierung der Güter nahm die Stallfütterung zu. Als Einstreu für die Tiere diente gedroschenes Stroh. Auch aus dem Wald geholtes Laub, Tannennadel und Moos. Der entstandene Stallmist diente als Düngung und Bodenverbesserung, wurde beim Pflügen in die Erde eingebracht und ebenfalls auf den Wiesen verteilt. Die Gülle (damals „PUHL“) wurde in sogenannte „Puhl-Löcher-Gruben“ geleitet und ebenfalls als Dünger verwendet. Man brauchte dazu „Puhlpumpen“ und „Puhlfässer“.
Die Arbeit im Stall mit Fütterung und Pflege der Tiere war sehr zeitaufwändig: Tägliches melken, füttern und tränken, sowie ausmisten und frisch einstreuen am Morgen und Abend! Das Sorgen und Bereitstellen von frischem Gras im Sommer und dem Heu im Winter für das Großvieh. Rüben und Kartoffel für die Schweine wurden eingelagert im Gewölbekeller. Diese Arbeit im Stall wurde etwas erleichtert durch die 1924 erbaute Wasserversorgungsanlage, die zum Einbau von Selbsttränken beim Großvieh führte. Der Anschluss an den elektrischen Strom ermöglichte den Einsatz von „Musern“ zum Zerkleinern von Rüben für die Schweine.
„Schrotmaschinen„ kamen zum Einsatz beim Mahlen von Getreidekörnern (Hafer und Korn) für Kühe und Schweine.
Eine sehr große Erleichterung und Hilfe war die Erfindung der Melkmaschine. Besonders für die Bäuerinnen, die das tägliche Melken verrichteten.
Die Wiesen im Tal und an den Hängen rund um Schneeberg dienten der Gewinnung von Viehfutter, frisches Grüngras und Heu (getrocknet/1.Schnitt) und Ohmet (getrocknet/ 2.Schnitt) und Grummet als 3.Schnitt gemäht und grün verfüttert. Nachdem dieses am Ende des Sommers meist nur spärlich gewachsene Gras nicht durch die Rechenzinken rutschte kam später das sogenannte „Hungerblech“. Es war am Mähbalken angebracht und sammelte den Schnitt, der dann in kleinen Häufchen auf die Wiese gestreift wurde.
Um die Wiesen ertragreich zu machen, bediente man sich seit dem 19. Jahrhundert eines ausgeklügelten Systems der Bewässerung. Es wurden viele „Stauwehre“ angelegt, von welchen in Wassergräben und Rinnsalen das Wasser möglichst großflächig über die Wiesen verteilt, geleitet wurde.
Noch heute sind trotz Bachrenaturierung durch das Wasserwirtschaftsamt einige der früher zahlreichen Wehre vorhanden und zu sehen. Besonders gut erhalten ist das“ Auwiesenwehr,“ das in Verbindung mit dem einzigartigen „Kandel“-(Rinne aus Stein ) ein erhaltenswertes Baudenkmal aus dieser Zeit darstellt.
Die Heuernte war über Jahrhunderte hinweg eine besonders mühevolle Arbeit, zumal sie in der heißen Sommerzeit stattfand. Bis ins 19. Jahrhundert hinein wurden alle Wiesen mit der Sense gemäht. Das dadurch auf „Mahden“ (Reihen) liegende, frische Gras wurde danach mit kleinen dreizinkigen Gabeln oder dem Rechen auseinandergeschüttelt und auf die gesamte Wiesenfläche verteilt zum besseren Trocknen. Auch musste es mehrmals gewendet werden damit es gut durchtrocknete um später nicht auf dem Heuboden zu faulen.
Kurze Regengüsse erforderten oftmals ein Wiederholen der ganzen Arbeit. Gut getrocknet wurde es dann mit dem Rechen zu „Schlöten“ zusammengerecht um das Aufladen mit der großen Heugabel zu ermöglichen. Daheim wurde in hohen Scheunen das Heu vom „Heuwagen“ auf den „Heuboden“ unter dem Dach der Scheune gegabelt und dort für die Winterfütterung gelagert. (Durch ein Loch im Boden wurde es später dann hinuntergeschoben auf den Boden vor dem Stall um es in der „Raufe“ - dem Futtertrog der Kühe zu verteilen.)
Mit Erfindungsgeist und Geschick von ausführenden Handwerkern wurden diese mühevollen Arbeiten erst ab dem 20. Jahrhundert erleichtert. Durch Mähmaschinen, mechanische Gabelwender und übergroße Rechen welche anfangs noch von Zugtieren gezogen wurden, konnte vieles leichter und schneller bearbeitet werden. Mit dem Erwerb von Zugmaschinen wie Traktoren/ Bulldogs und Agrias kamen ab ca.1950 noch Neuerungen wie Mähbalken, Kreiselwender und Schrotmaschinen die das zusammenrechen übernahmen dazu. Aufgeladen wurde nun mit Ladewagen.
In der Scheune gab es dann die Heuhäcksler, die die langen Halme zerkleinert, mittels Rohren auf den Heuboden bliesen. Trotz dieser großen Erleichterungen ging es aber nicht ohne zusätzliche Handarbeit. Heute erledigen diese Arbeit starke Traktoren mit Kreiselmähwerk und -wendern das Mähen und Trocknen. Starke Heupressen sorgen für Riesenballen oder Heuquader, die von Frontladern zur Einlagerung geschafft werden. Alles ohne Handarbeit.
Zu erwähnen sei noch, dass ab den 50er Jahren für gewisse Zeit die Wiesenhänge eingezäunt und somit Kühe und Rinder auf den Weiden gehalten wurden.
Die Landwirtschaft war neben kleinen Handwerksbetrieben der Lebensinhalt von Schneebergs Bevölkerung. Nach der Industrialisierung in Deutschlandkamen im 20. Jahrhundert natürlich auch deren Errungenschaften bis in die Täler des Odenwaldes.
Bald entstanden dadurch neue Arbeitsplätze in unserer Region, durch kleine und bald größere Fabriken. Hier konnte die Landbevölkerung nun ein besseres Auskommen verdienen. Seit Mitte des vorherigen Jahrhunderts führten beinah alle Landwirte Schneebergs ihre kleinen Höfe im Nebenerwerb und arbeiteten im Schichtbetrieb vorrangig im Odenwaldwerk Amorbach.
Schneeberg entwickelte sich im Laufe der Jahre durch immer weniger Bauern zu einem fast reinen Wohnort. Außer der etwas aufgeblühten Schafhaltung gibt es keine Bauern mehr. Verschwindend klein ist auch die Hühnerhaltung. Inzwischen ist der Großteil der landwirtschaftlichen Flächen an Landwirte in Nachbarorten verpachtet. Diese nutzen die Flächen ausschließlich als Weideflächen für Rinder, Pferde und als Heuwiesen. Diverse Steilhanglagen verbuschen.
Kurze Videoclips zur besseren Veranschaulichung einiger Sachverhalte.