Hinweis: Führungen mit kulinarischem Angebot: nach tel. Rücksprache!

Künstliche Bewässerung war den Menschen schon seit den frühen Hochkulturen bekannt. Die ersten Hinweise auf Bewässerungssysteme in Europa stammen aus der Zeit 7000 bis 5000 v.Chr. Nördlich der Alpen sind die ersten Bewässerungsanlagen im 9. Jahrhundert dokumentiert. Im Odenwald wurden die ersten Anlagen Mitte des vierzehnten Jahrhunderts errichtet.

Mit dem Übergang von der Weidewirtschaft zur Stallwirtschaft nach dem Dreißigjährigen Krieg gewann die Wiesenpflege an Bedeutung. Trockene Wiesen wurden durch Bewässerung in niederschlagsarmen Zeiten befeuchtet, wodurch der Graswuchs gesteigert wurde. Bewässert wurden die Wiesen in der Regel vor dem ersten, als Viehfutter dienenden Grasschnitt im Frühjahr, nach der Heuernte im Juni und zur Ohmeternte (zweiter Grasschnitt) im Juli/August. Vorrangig war immer, dass die Mühlen tagsüber genug Wasser bekamen, und erst nachrangig kamen die Wiesenbesitzer zum Zuge. Dies ist in einer Wiesenordnung für das Marsbach aus dem Jahr1447 belegt.

Die Wiesenbauern hatten unterschiedliche Interessen, so dass es oft zu Streitigkeiten und Handgreiflichkeiten kam. Gräben wurden heimlich geöffnet und geschlossen. Daher kommt auch der Spruch "Jemandem das Wasser abgraben".

Ein Zeitzeuge berichtete Folgendes: Als er noch ein Junge war, schickte ihn sein Vater regelmäßig während dem Sonntagsgottesdienst auf die Wiese. Dort musste er den Bewässerungsgraben öffnen und für die Dauer des Gottesdienstes das Wasser heimlich auf die eigene Wiese leiten.

Die Landesfürsten versuchten mit Rat und Tat die Verbesserung der Viehzucht voran zu treiben. Der Bau der stabilen Wässerwehre aus Sandstein wurden in der Region rund um Schneeberg größtenteils vom Fürstenhaus zu Leiningen veranlasst. Ein Großteil der Talwiesen befand sich in ihrem Besitz und waren verpachtet.

Typischer Aufbau der Wehre:

- Sandsteineinfassungen zur Wasserführung zu der eigentlichen Wehranlage
- Staubretter (Schützen) mit Hebe-Winden aus Holz, später auch Hebemechaniken aus Eisen.
- Stellpfeiler zur Aufnahme und Führung der höhenverstellbaren Staubretter
- Wassergräben mit Absperrbrettern zu den Wiesen

Besonderheiten:

- Sandstein-Findling zum Überqueren des Bachlaufs am Wässerwehr
- Kandel zur Wasserführung über den Bachlauf.

Der Einsatz von Kunstdünger und die Maschinenbearbeitung der Wiesen verdrängten die bis zum Ende der 1950-er Jahre die übliche Wiesenbewässerung. Die WässerWiesenWehre verloren zunehmend an Bedeutung. Immer mehr Wehranlagen verfielen. Ende des letzten Jahrhunderts wurde ein Großteil der historischen Wehre vom Wasserwirtschaftsamt geschliffen. Nur noch wenige Hinweise und Sandstein-Fragmente deuten auf die ehemaligen Standorte hin. Im Morretal sind nur noch vier Wehranlagen, leider in stark beschädigtem Zustand, erhalten. (Auwiesenwehr, Bühlwehr, Seelwiesenwehr und Neuwiesenwehr) Im Morsbachtal ist mit dem Glockenwehr nur noch ein einzige Wehranlage sichtbar.




WässerWiesenWehre im Morretal (Saubach)

von Zittenfelden bis zum Zusammenfluss mit dem Marsbach

Insgesamt sind auf diesem Bachabschnitt 12 Wehranlagen überliefert. Dazu gab es noch zwei kleinere Bewässerungsgräben an zum Bachlauf geführtem Quellwasser vom Beuchener Berg im Bereich Drachenklingen und Hammerdiel. Nur noch vier Anlagen sind in Fragmenten erhalten (Auwehr mit Kandel, Bühlwehr, Seelwiesenwehr, Neuwiesenwehr).

Dokumentierte Wehre im Morretal

    Langenwiesen / Thumbachsäcker Wehr  (01)
    Albertswiesen Wehr  (02)
    Oberes Weberdiel Wehr (Frommetswiese)  (03)
    Unteres Weberdiel Wehr  (04)
    Rainwiesen/Retzäcker Wehr  (05)
    Neuwiesen Wehr  (06)
    Hammerdiel / Reichertswiesen Wehr  (07)
    Auleinswiesen Wehr  (08)
    Seelwiesen Wehr (Baudenkmal)  (09)
    Bühlwiesen Wehr (Baudenkmal)  (10)
    Bühlwiesen / Hofwiesen Wehr  (11)
    Auwiesen Wehr mit Kandel (Baudenkmal)  (12)


Lageplan der Wehre im Morretal - 1. Teil
Lageplan der Wehre im Morretal
Lageplan der Wehre im Morretal - 2. Teil
Lageplan der Wehre im Morretal - 2. Teil



WässerWiesenWehre im Marsbachtal

Bereich von der Landesgrenze nach Baden-Württemberg bis zum Zusammenfluss mit dem Saubach (Morretal) westlich von Schneeberg. Insgesamt gab es auf diesem Streckenverlauf 14 Wässerwehranlagen, allerdings sind bis auf eine einzige Wehranlage (Glockenwehr), alle Anlage verschwunden.

Dokumentierte Wehre im Marsbachtal

    Oberes Langen Wiesen Wehr  (01)
    Röthleins Wiesen Wehr  (02)
    Unteres Wiesen Wehr  (03)
    Glocken Wiesen Wehr (Baudenkmal)  (04)
    RuppertsWiesen Wehr  (05)
    Marquarts Au Wehr  (06)
    Große Wiesen Wehr  (07)
    Stöckerts Wiesen Wehr  (08)
    Seeäcker / Mühlwiesen Wehr  (09)
    Mühlbach Mühlwiesen (Zufluss zur Mühle)  (10)
    Mühlbach Dorfwiesen (kleiner Bewässerungsgraben)  (11)
    Frohnharts Auwiesen Wehr  (12)
    Oberes Sand Wiesen Wehr  (13)
    Unteres Sand Wiesen Wehr  (14)


Lageplan der Wehre im Marsbachtal - 1. Teil
Lageplan der Wehre im Marsbachtal - 1. Teil
Lageplan der Wehre im Marsbachtal - 2. Teil
Lageplan der Wehre im Marsbachtal - 2. Teil
  • Konzeption: Bernhard Speth
  • Quelle: Raimund Loster, Ewald Winkler
  • Bildrechte: Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung
  • Foto: Gemeindearchiv Schneeberg, Bernhard Speth
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