Hinweis: Führungen mit kulinarischem Angebot: nach tel. Rücksprache!

Wald- und Forstwirtschaft

Die Geschichte unseres Dorfes, eingebettet zwischen Wald auf dem Sommerberg, Winterberg und Beuchener Berg, ist natürlich mit diesem auch eng und auf vielfältige Weise verbunden. Den ständig nachwachsenden Rohstoff Holz machten die Einwohner sich damals zu nutzen. Zum einen als Baumaterial für ihre Häuser und Scheunen, zum anderen als Werkstoff für Produkte des täglichen Bedarfs. Arbeitsgeräte, Möbel, Haushaltsgegenstände und auch Transportwagen wurden hergestellt. In diesem Zusammenhang entstanden Handwerksberufe wie Zimmerleute, Schreiner, Schmied und Wagner. Zum anderen war Holz bis zur Industrialisierung der einzige Brennstoff zum Heizen, Kochen und Backen. Der Wald diente über Jahrhunderte hinweg auch als Auslauf- und Weidefläche für die Schweine. Diese fanden dort durch Eicheln und Bucheckern genügend Nahrung. Laub, Tannennadeln und Moos dienten als Einstreu im Stall für das Vieh. Pilze, Beeren und Kräuter bereicherten die Ernährung der Bevölkerung.

Der Schneeberger Wald bestand bis in das 17.Jahrhundert aus Eichen-, Buchen- und Mischwäldern. Der Verbrauch war gedacht für den Eigenbedarf der Menschen der Gemeinde. Die Vergabe war geregelt durch genaue Verordnungen. Mit dem aufkommenden Holzhandel wurde der Wald für die Gemeinde bedeutender Wirtschaftsfaktor. Das Holz wurde in großen Teilen als Grubenholz für Bergwerkstollen verwendet. In diesen Jahren des ausgehenden 19.Jahrhunderts wurden die Laubwälder von schnell nachwachsenden Nadelbäumen wie Kiefer, Tanne und Fichte verdrängt. Ebenso wie in der Landwirtschaft wurde auch in der Forstwirtschaft bis in die Neuzeit hinein alles in Handarbeit erledigt.

Förster Schütze-Otto mit "Pflanzfrauen" bei der Aufforstung
Kulturarbeiterinnen im Schneeberger Gemeindewald

Die Bäume wurden mit großen Einhand- oder Zweihandsägen gefällt und mit dem Beil entastet. Mit Hilfe von Zugtieren (Kühe, Pferde) wurde das Holz „gerückt“, d.h. aus dem Wald herausgezogen und auf Poldern angesammelt. Das Entrinden geschah mit „Schäufelchen“ und das Drehen der Stämme mit sog. Wenderingen. In allen Jahrhunderten hat sich der Wald von selbst verjüngt und somit weiter verpflanzt. Ausfallende Bucheckern, Eicheln und Nadelbaumsamen ließen junge Pflänzchen wachsen. Mit der gezielten Waldbewirtschaftung entstand in Schneeberg eine „Darre“ ( Leo Büchler) in der durch die Hitze die „gedörrten“ Samen aus den Zapfen fielen. Der Samen wurde auf Äckern zu kleinen Bäumchen „gezogen“. Es entstanden Baumschulen. Diese Setzlinge wurden bis in die Neuzeit von Waldarbeiterinnen mit besonderen „Setzbeilen“ dann in den Waldboden eingepflanzt. Bis Ende des 20. Jahrhunderts beschäftigte die Gemeinde außerdem Waldarbeiter zur Erledigung von Waldarbeiten aller Art.

Heute leitet ein Förster den Forstbetrieb der Gemeinde, alle anfallenden Arbeiten werden von Forstfirmen mit modernsten Forstmaschinen wie Harvester - Vollerntern ausgeführt. Die Waldfläche Schneebergs beträgt heute 1033 Hektar, der größte Eigentümer ist die Gemeinde mit 847 Hektar. Das Verhältnis von Laub-zu Nadelwald beträgt 26% zu 74% und wird nun im Zuge des Waldumbaus zum Laubwald hin erhöht. Die privaten Waldbesitzer haben jeweils nur kleine Flächen. Ein besonderes Problem in Schneeberg besteht darin, dass in der letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts die steilen Wiesenhänge um den Ort oft mit Fichten eingepflanzt wurden. Diese Monokulturen sind sehr anfällig für Windwurf und Schädlinge, besonders dem Borkenkäfer. Nach und nach werden diese Baumbestände durch abholzen wohl verschwinden.


Waldarbeit früher: Abseits der Holzfällerromantik

Mit dem Augenblick, als der Mensch sesshaft wurde in Mitteleuropa, begann er damit Holz zu fällen. Holz war für die ersten Siedler nicht nur der universelle Rohstoff für Werkzeuge und Gebäude. Holz war auch der mit Abstand wichtigste Brennstoff. Zudem musste der Wald gerodet werden, um Platz für Ackerflächen zu schaffen. Damals war ganz Europa vom Wald dominiert und nur wenige Flächen wie Moore und Hochgebirge wurden nicht von üppigem Grün der Baumkronen beschattet.

Mit einfachsten Werkzeugen wie der Steinaxt wurden Bäume gefällt, der damit verbundene Arbeitsaufwand ist für den modernen Menschen nur noch schwer vorstellbar. Über Jahrhunderte hinweg sollte die Axt das wichtigste Werkzeug bleiben, wenn es darum ging, Holz zu ernten. Zwar wurden die Schneiden durch immer härteres Metall verbessert, am Grundprinzip änderte sich aber wenig. Doch dieses einfache Werkzeug half dabei, den Wald in Europa schrumpfen zu lassen. Obwohl die Mittel einfach waren, wurde trotzdem enorm viel Holz eingeschlagen, denn der Bedarf war immens: Salinen, Köhlereien, der Bau und auch der Herd des einfachen Bauern brauchten Holz. Viel Holz. Schließlich wurden auch die ersten Gebirgswälder eingeschlagen. Von nachhaltiger, schonender Bewirtschaftung wusste man damals noch wenig, und die geringen technischen Möglichkeiten ließen auch keine schonende Nutzung zu. In den Alpen war die Drift die wichtigste Methode, um eingeschlagenes Holz zum Verbraucher zu bringen. Dabei wurden die Stämme in die Wildbäche geworfen und diese übernahmen den weiteren Transport. Damit sich die Drift lohnte, musste aber viel Holz geerntet werden. Ganze Hänge wurden so entwaldet. Forststraßen, die von LKWs befahren werden können, waren noch nicht mal in der Fantasie der Forstleute existent. In manchen ergiebigen Waldgebieten wurden Waldeisenbahnen gebaut, doch auch ihr Betrieb lohnte sich nur, wenn große Holzmengen gefällt wurden.

typisches Stammholz-Fuhrwerk (Ausstellung 750-Jahrfeier Schneeberg)
Werkzeuge für die Waldarbeit (Ausstellung 750-Jahrfeier Schneeberg)

Es sei aber erwähnt, dass nicht nur der Wald unter dieser Bewirtschaftung litt. Auch der Mensch, der im Wald tätig war, wurde aufs äußerste belastet. Noch heute wird mit dem Begriff des Holzknechts oder Holzfällers Kraft und Vitalität verbunden, und tatsächlich war die Waldarbeit nur den kräftigsten Männern möglich. Doch war diese Arbeit nicht nur immens anstrengend, sie war auch enorm gefährlich. Zahlreiche Gefahren traten bei der Holzernte auf und diese forderten ihren Blutzoll. Tödliche Arbeitsunfälle waren an der Tagesordnung. Die Holzknechte kannten weder die persönliche Schutzausrüstung noch die Grundlagen der ersten Hilfe. Den großen Modernisierungsschub erhielt die Waldarbeit nach Ende des Zweiten Weltkriegs: zu diesem Zeitpunkt wurden die ersten Motorsägen bei der Holzernte verwendet. Aus heutiger Sicht wirken diese primitiv und mühsam in der Handhabung, doch für die damaligen Verhältnisse waren die motorbetriebenen Sägen ein echter Fortschritt. Der aber auch die Gesundheit der Waldarbeit belastete: die Abgase waren stark gesundheitsgefährdend und würden nach heutigen Maßstäben keine Zulassung mehr erhalten.

Nach dem Einzug der Motorsägen entwickelte sich die Forsttechnik, die Jahrhunderte lang nur aus Axt und tierischer Muskelkraft bestand, rasch weiter. Forststraßen wurden gebaut, die Motorsägen wurden weiterentwickelt und für die Forstarbeiter entwarf man die ersten Behelfe wie Schutzhelme. Seilwinden übernahmen die Rückung der Holzstämme und mit Hilfe von Seilkränen wurde es sogar möglich, das Holz der Gebirgswälder waldschonend zu rücken. Neben den verbesserten Maschinen wurden ständig neue Konzepte der Holzernte von Waldarbeitsschulen und Ausbildungsstätten entwickelt, um die Produktivität zu steigern und die Sicherheit zu erhöhen. Der Erfolg spiegelt sich in den folgenden Zahlen: Im Jahr 1977 lag der Holzeinschlag in Österreich bei 11 Mio. Erntefestmeter (Efm), insgesamt 5.167 Unfällen wurden aufgezeichnet. Im Jahr 2013 wurden 17,4 Mill. Efm eingeschlagen, aber nur noch 1.368 Unfälle passierten. Die moderne Forsttechnik ermöglicht es also, den Wald produktiver und nachhaltiger zu nutzen und gleichzeitig die Sicherheit zu erhöhen.

Bei größerem Interesse zur Waldwirtschaft im Odenwald besuchen Sie das Waldmuseum „Watterbacher Haus“ in Preunschen.




Info-Clips

Hölzrücken mit Pferd



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Jecher un Wilderer (PDF)
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Aus "auf mir singe eens" von Josef Knapp
Kie-Holz (PDF)
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Aus "auf mir singe eens" von Josef Knapp
Schträüemache (PDF)
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Aus "Heiliche Ordnung" von Josef Knapp
  • Konzeption: Bernhard Pfeiffer, Bernhard Speth
  • Quelle: Monika Blättner, Heimatbuch "750 Jahre Schneeberg"
  • Foto: Bildarchiv Markt Schneeberg
  • Video: Jutta Speth
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