Hinweis: Führungen mit kulinarischem Angebot: nach tel. Rücksprache!

Museumsgebäude

Lage Kelterhaus

Links im Hintergrund, das Kelterhaus im Seifen
Nach einer sorgfältigen Restaurierung erstrahlt das Kelterhaus wieder in der Pracht alter Tage

Das Kelterhaus mit Keller liegt an dem steilen Weg, genannt "Im Seifen". Dieser Weg war ein zentraler Hauptzugang zu den ehemaligen Weinbergen von Schneeberg. Im Seifen gab es eine Entwässerungsrinne für die Weinberge. Eine Vielzahl von Kellern und Kelterhäusern reihten sich an diesem Weg aneinander. Aktuell sind dort noch 17 Keller und ein Kelterhaus erhalten.

Lageplan und GPS-Koordinaten: 49°38'26"N, 9°14'56"E
Eine Symbolskizze vom Kelterhaus

Aufbau Keller

Im Untergeschoss befindet sich ein Kellergewölbe aus behauenen roten Bundsandsteinblöcken. Dieser Stein ist typisch für die südliche Odenwaldregion, und er findet sich in zahlreichen Gebäuden und Mauern wieder. Das Gewölbe ist in Firstrichtung gebaut. Über sechs hohe Sandsteinstufen gelangt man durch einen massiven Torbogen hinunter in das Gewölbe. Über zwei Lüftungsschächte und einem sogenannten Kellerschieber im Gewölbe lässt sich der Keller effektiv belüften. Ein schattenspendender Baum vor dem Kelterhaus und der eingebaute Lehmfußboden trugen zu einem guten Raumklima bei. An der südlichen Stirnseite ist am Fußboden ein Auslass erkennbar. Er diente wahrscheinlich als Abfluss für Bergwasser.

Das Kellergewölbe aus roten behauenen Bundsandsteinblöcken
Der Eingang zum Kellergewölbe
Kellerschieber mit Kreuz Symbol
Blick auf einen Lüftungsschacht

Am höchsten Punkt im Gewölbe befindet sich eine Öffnung zum Obergeschoss. Dieser Durchlass diente dazu, den frisch gekelterten Süßmoscht (Apfelsaft) aus dem Obergeschoss per Schlauch direkt in die Fässer im Keller zu füllen. An der nördlichen Stirnseite ist eine Nische in das Mauerwerk eingelassen. Dort wurden wertvolle Lebensmittel wie Eier oder Fleisch gelagert. Solche Nischen wurden auch als Stellplatz für brennende Kerzen genutzt, zur Beleuchtung des Kellers.


Obergeschoss des Kelterhauses

In das Obergeschoss gelangt man über vier hohe Sandsteinstufen. Auf dem Sandsteinsockel steht ein eingeschossiges Fachwerkhaus mit Lehmausfachung und einem einfachen Holztor als Eingang.

Die Treppe zum KelterHausMuseum
Außenansicht vom KelterHausMuseum
Das Fachwerk wurde sorgfältig restauriert

Das Fachwerk besteht aus Eichenholz und Nadelholz. Die Konstruktion zeigt einfache, schlanke Stützen mit Kopfstreben. Die Binderbalken (Dachsparren) enden an langen Wechsel, wodurch sich der Raum ins Dach öffnet. Die Lehmausfachung ist in klassischer Bauweise mit Steckhölzer (Stickscheiter) aus Eichenholz, Flechtwerk aus Haselnussstecken und Lehm mit Strohgemisch. Die südliche Fachwerkwand ist mit Sandsteinen mit Lehm Fuge ausgemauert. Diese Fachwerk Mauertechnik mit Sandsteinen ist sehr alt und wurde vor der Flechttechnik mit Lehm angewendet. Das Kelterhaus wird durch ein steiles Satteldach mit Biberschwanz-Dachziegeln geschützt. Der Fußboden besteht aus Lehm und Sandstein.



Alter Kelterhaus

Keller, Sandsteinsockel

Die Altersbestimmung des Kellergewölbes ist schwierig. Es gibt keine Jahreszahl am Eingangsbogen. Der massive Steintorbogen und die hohen Sandsteinstufen deuten aber auf eine Erbauung Mitte des 16-ten Jahrhunderts hin. Ein absolut baugleich errichteter Keller in der unmittelbaren Nähe ist auf das Jahr 1557 datiert. Vermutlich wurden die beiden Keller vom gleichen Handwerker gebaut.

historische Urkunde
historische Urkunde

Fachwerkscheune

Für den Fachwerkaufbau gibt es eine Baugenehmigungsurkunde aus dem Jahr 1873. Darin geht es um den Wiederaufbau eines bestehenden Kelterhauses. Rußgeschwärzte Eichenbalken im Fachwerk deuten auf einen Brand hin. Vermutlich ist das Kelterhaus abgebrannt und wurde anschließend wiederaufgebaut. Damals war es üblich altes Baumaterial und Balken wieder zu verwenden. Dies ist am Fachwerk deutlich zu sehen. Alte massive Eichenbalken sind zwischen den neueren, schlankeren Nadelholzbalken erkennbar. Die südliche Giebelwand scheint den Brand überstanden zu haben. Dort ist die ursprüngliche Bauweise erkennbar.

Das Kelterhaus wurde nicht nur zum Keltern von Wein und Apfelmost genutzt. Kelterhäuser dienten auch als Lagerscheune für landwirtschaftliche Gerätschaften. Die Keller waren unverzichtbar als Lagerstätte für Lebensmittel. Die Keller waren sozusagen die "Kühlschränke" für die Bevölkerung, sie ermöglichten erst das Überleben in den langen Wintermonaten.

Dieses Kelterhaus ist in seiner geschichtlichen Aussagefähigkeit sehr gut erhalten. Es ist ein selten gewordenes Zeugnis für den historischen Wein- und Obstbau, und für die landwirtschaftliche und handwerkliche Prägung Schneebergs in früheren Zeiten. Das Gebäude ist in die Baudenkmalliste des Bayerischen Denkmalamtes eingetragen. Offiziell ist es jetzt ein "begehbares Baudenkmal mit museumsähnlicher Nutzung". In dieser Eigenschaft steht es symbolisch für das historisch wertvolle und erhaltenswerte Erbe Schneebergs.




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historische Urkunde KHM Plan (PDF)
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  • Autor: Bernhard Speth
  • Foto: Gemeindearchiv Schneeberg, Bernhard Speth
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