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Im 18. und 19 Jahrhundert waren die Menschen auf dem Land Selbstversorger, d.h. sie produzierten alle Lebensmittel selber.
Hierzu wurden in verschiedenem Umfang Bauerngärten angelegt, Acker- und Obstbau betrieben, sowie Tiere gehalten. Die Bauerngärten wurden meistens direkt am Haus angelegt. Dann wurden sie mit einer Vielzahl von verschiedenen Salaten, Kräutern, Gemüsearten, sowie auch Beeren und Sträuchern bepflanzt. An Salatsorten waren je nach Jahreszeit Kopf-, Endivien- oder Feldsalat üblich. Beliebte Kräuter waren Dill, Rosmarin, Bohnenkraut, Thymian sowie auch Petersilie, Schnittlauch und Liebstöckel. Mit diesen Gewürzen konnte man allerlei Speisen und Suppen geschmacklich verfeinern.
Außerdem wurde Gemüse angebaut. Hier war häufig Wirsing, Grünkohl, Rosenkohl, Blumenkohl, Mangold, Spinat, Gelbe Rüben, Bohnen, Sellerie, Lauch, Meerrettich, Petersilienwurzel oder Gurken vorzufinden. Wurzelgemüse, wie z.B. gelbe Rüben, Meerrettich oder Petersilienwurzel wurden eingeschlagen im Sandbett aufbewahrt. Häufig wurden Gurken auch in Gläsern" eingemacht".
Bohnen wurden im Steinfass, dem sogenannten "Stenner" eingelagert. Dabei wurden sie zunächst mit einem Bohnenschneider der Länge nach in Streifen geschnitten. Danach wurden sie lagenweise in den Stenner eingefüllt und mit einem Tuch abgedeckt. Der Holzdeckel wurde anschließend mit einem Stein beschwert. Nach einer Gärzeit von ca. 6-8 Wochen konnte man die ersten Bohnen entnehmen.
Beeren und Sträucher rundeten den Anbau in den Bauerngärten ab. Hier gab es bevorzugt Erdbeeren sowie Sträucher mit Stachelbeeren, Brombeeren, Himbeeren und Johannisbeeren. Die Beeren konnte man nicht nur frisch essen, sondern auch zu Saft oder Gelee verarbeiten oder in Gläser "einmachen".
Ein weiterer Bestandteil der Selbstversorgung war der Ackerbau, welcher auf Feldern betrieben wurde. Vordergründig wurden hier Kartoffel, Getreide, Mais und Rüben, auch bekannt als "Rummelsche", sowie Weißkraut, Blaukraut und Ackerkohlrabi angebaut. Demnach diente der Ackerbau dem Anbau wichtiger Grundnahrungsmittel für die Menschen, wie z.B. Kartoffeln, Weizen und Roggen, sowie auch von Futtermitteln für die Tiere, z.B. Mais, Rüben, Hafer und Gerste. Die Kartoffeln wurden später im Keller eingelagert, sortiert nach Sorten und Größe für Speise- Saat- und Saukartoffeln.
Nach der Ernte wurde das Getreide in Säcken zum Trocknen auf den Dachboden getragen. Dort musste es solange "umgeschaufelt" werden, bis es trocken war. Daraufhin wurden die verschiedenen Getreidesorten verarbeitet.
Roggen und Weizen wurden in Säcken zur Mühle getragen. Roggen ging zum Bäcker. Weizen wurde im Haus verwendet, z.B. zum Backen oder für Mehlspeisen. Zum Teil wurden auch Brote aus Roggen in Gemeinschaft in größeren Mengen gebacken, denn nicht in jedem Haushalt war ein geeigneter Backofen vorhanden. Eingelagert wurden die großen Laibe aufrechtstehend auf zwei Holzstangen an der Kellerdecke. Das Brot war bis zu vier Wochen haltbar. Hafer wurde geschrotet und an die Schweine und Kühe verfüttert. Die Gerste bekamen die Hühner und Hasen.
Weißkraut wurde ähnlich wie die Bohnen im Stenner gelagert. Dabei wurde das Kraut zunächst gehobelt und schichtweise in den Stenner eingefüllt. Hier musste sehr sauber gearbeitet werden, weil es sonst eine Fehlgärung gab und somit die ganze Arbeit umsonst war. Bei diesem Vorgang kam zuerst ein ca. 15-20 cm hohe Lage gehobeltes Weißkraut in den Stenner. Im Anschluss wurde das Kraut mit einem sauberen Holzstampfer verdichtet. Dann wurde diese Lage mit Salz und Wacholderbeeren bestreut. Dieser Vorgang wurde so oft wiederholt bis der Stenner voll war. Wer es sich leisten konnte übergoss das Kraut mit einer Flasche Weißwein.
Anschließend wurde die oberste Lage mit einem sauberen Tuch abgedeckt. Darauf wurde ein Holzdeckel gelegt und mit einem schweren Stein beschwert. Somit blieb die Krautmasse immer gut verdichtet und konnte sich beim Gärungsprozess nicht ausdehnen. Auch hier betrug die Gärung 6-8 Wochen. Weißkraut gab es oft abwechselnd mit Bohnen, meistens am Mittwoch mit Kartoffelbrei und Schweinefleisch.
Daneben war auch Obstbau ein wichtiger Bestandteil der Selbstversorgung. Auf Obstwiesen wuchsen Tafel- und Moschtäpfel, Birnen, Kirschen, Zwetschgen, Quitten und Mirabellen an den Bäumen. Die verschiedenen Früchte waren vielseitig verwendbar, z.B. für Kuchen oder Gelee sowie auch zur Saft-, Moscht- oder Schnapsherstellung. Am Fest zu Maria Geburt gab es traditionell Zwetschgenkuchen (in Schneeberg: Quetscheblaatz). Zudem gab es in Gläsern "eingemachtes Obst" immer als Beilage zu Mehlspeisen, häufig an Dienstagen.
Zur guter Letzt lieferte auch die Tierhaltung einen wesentlichen Beitrag zur Lebensmittelversorgung. Einerseits unterstützten Kühe und Pferde als Arbeitstiere den Ackerbau, Pferde darüber hinaus auch in der Waldwirtschaft. Andererseits waren durch die Haltung von Kühen und Hühnern stets frische Milch und Eier verfügbar. Die Milch konnte man z.B. auch zu Käse und Butter weiterverarbeiten. Die Eier waren länger haltbar, wenn man die im Tontopf oder in Wasserglas einlegte.
Zur Herstellung von Fleisch, Wurst und Schinken wurden vordergründig Schweine gehalten. Es gab aber auch Hühnerfleisch, z.B. für eine gute Hühnersuppe, oder gelegentlich Stallhase, wenn es mal etwas Besonderes sein sollte. Als Schmankerl galt, vor allem im Herbst, Fleisch vom Wild, z.B. Reh, Fasan oder Wildschwein, welches aus heimischer Jagd stammte.
Am Schlachttag, den es je nach Tierbestand zwei bis drei Mal im Jahr gab, wurde ein Hausschwein geschlachtet. Dies war ein Fest für die ganze Familie, auch für Nachbarn, Pfarrer, Lehrer und Ordensschwestern im Kindergarten. An diesem Tag gab es Wurstsuppe sowie Blut- und Leberwürste. Am Abend wurden diese von den Kindern verteilt. Zudem bekam der Pfarrer auch noch Kotelett für den Sonntag.
An Familienfeiern, z.B. bei einer Taufe Kommunion oder Hochzeit, gab es oft eine Sonderschlachtung. Die Feier fand in der Regel zu Hause im ausgeräumten Schlaf- und Wohnzimmer statt.
Wegen der begrenzten Haltbarkeit wurde bei der Schlachtung im Frühjahr vordergründig Dosenwurst und Schinken hergestellt. Bei Schlachtungen im Herbst und Winter wurden hauptsächlich geräucherte Wurstwaren im Darm sowie Fleischwaren zum Braten und Kochen im Kraut, Bohnen oder Kohlrabi hergestellt
Die von Generation zu Generation weitergegebenen Kenntnisse zur Selbstversorgung und Haltbarmachung von Lebensmitteln ermöglichte unseren Vorfahren das Überleben. Die alten Sandsteingewölbe dienten nach dem Niedergang des Weinbaus nicht nur als Lagerstätte für Rüben und Kartoffeln, sondern auch zur Aufbewahrung der "Kraut- und Bohnenstänner", sowie zur Lagerung von eingemachten Früchten, Obst, Eier, Wurst und Fleischwaren.
Speise- und Setzkartoffeln lagerten neben den "Saukartöffelchen“, Karotten und Lauch steckten im Sandbett.
Über den Moscht Fässern hingen die Schinken und Räucherwürste, daneben standen volle Apfelkisten. Regale waren gefüllt mit "Einmachgläsern", Saftflaschen und Dosenwurst.
Brotlaibe aus dem Backofen hielten sich auf abgehängten Holzgestellen mehrere Wochen frisch. Auch Schnäpse und selbst hergestellte Liköre fanden ihren Platz in den Kellern. Ohne diese hervorragende Lagerqualität der Gewölbekeller hätte die Bevölkerung in den langen Wintermonaten hungern müssen.